Renee erzählt uns ihre Geschichte
Wie hast du deine Schwangerschaft erlebt?
Es war eine Zeit, die sich angefühlt hat wie in einer Blase.
Die Blase hat mich geschützt und durch sie konnte ich ganz in mir ruhen.
Ich war nicht besonders kontaktfreudig, hatte aber viele Visionen und innern Bilder die hoch kamen.
Ich und mein Mann waren auf Reisen durch Zentralamerika.
Ich habe mich und meine Vorstellungen immer wieder selbst überwunden, und mich dabei immer wieder über mich selbst gewundert.
Ich hatte bestimmte Vorstellungen was man als Schwangere kann und was nicht, diese Reise hat mich aber immer wieder vom Gegenteil überzeugt.
Am Ende konnte ich feststellen, dass der weibliche Körper sehr viel mehr bewerkstelligen kann, als ich mir vorgestellt habe.
Im 8. Monat waren wir in Guatemala. Ich wollte unbedingt nach Panama ans Meer.
Es liegen aber noch 4 Länder zwischen Guatemala und Panama.
Warum es Panama sein musste weiß ich nicht genau, es war ein Gefühl was mich da hin geleitet hat.
Genau einen Monat vor der Geburt haben wir also die Reise noch angetreten.
Es hat problemlos geklappt. obwohl eine Busfahrt am Stück in einem Kinderschulbus ca 32 stunden gedauert hat ( ohne toilette). Oh es war anstrengend aber machbar.
Was waren deine größten Ängste und Unsicherheiten oder Stressfaktoren während der Schwangerschaft?
Die größten Stressfaktoren, waren Motorbootsfahrten.
Im 7. Monat sind wir das erste Mal Motorboot gefahren und ich dachte: Oh je diese Vibration kann ich bestimmt nicht lange mitmachen.
Diese Fahrten gehörten aber zu der Reise dazu und somit gewöhnte ich mich mit der Zeit so daran, dass ich einen Tag vor der Geburt noch Motorboot gefahren bin.
Typische Ängste vor der Geburt hatte ich nicht.
Ich habe mir vertraut und wusste das alles gut wird.
Ich wusste dies ist nicht die erste Geburt, die ich in den vielen Leben, in denen ich hier war, gemeistert habe.
Dazu muss ich auch sagen, dass mein Mann mich sehr unterstützt hat und mir immer wieder gesagt hat:
Alles ist gut.Du bist eine starke Frau, für dich wird die Geburt ganz leicht.
Was ich aber wirklich erstaunlich fand, war, dass selbst ein Stromschlag aus einer Hauptstromleitung 2 Tage vor der Geburt, keinen Einfluss auf mein Wohlergehen oder das Wohlergehen des Kindes genommen hat. (Ich wollte nur das Licht anmachen, da bekam ich einen Schlag)
Was hat Dir in der Schwangerschaft geholfen ruhig und vertrauensvoll zu bleiben?
Viel Ruhe und Zeit für mich.
Viel Zeit in der Natur und an kraftvollen Orten.
Intensive Auseinandersetzung mit meinen Gefühlen und Emotionen, der Schwangerschaft und Geburt.
Und Lavendelöl, welches ich mir unter die Nase gerieben habe.
Wie hast Du dich auf die Geburt vorbereitet?
Ich habe viel gelesen.
Am Anfang hab ich noch Nummern von Hebammen gesammelt, hatte aber nie das Bedürfnis wirklich anzurufen.
Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich mich am Besten alleine auf mich konzentrieren kann.
Ich habe viel nach alternativen Methoden gesucht und auch gefunden.
Die Vorstellungen sich vor allem dem Fluss hinzugeben, hat mir am Meisten zugesagt. Außerdem hab ich Schwangerschafts-Yoga gemacht.
Ich habe nur eine Vorsorgeuntersuchung gemacht. Das war im 3. Monat, als ich festgestellt habe, dass ich schwanger bin.
Was war besonders herausfordernd für Dich?
Kein Ort zu haben, den ich mir zum Nest machen konnte.
Die konstante Unsicherheit unserer Lebenssituation.
Dennoch hat genau dies veranlasst, meine innere Balance zu finden.
Was hast Du Dir vielleicht anders vorgestellt?
Ich hatte mir immer ausgemalt, am Strand zu gebären, am Liebsten sogar im Meer.
Am Ende war es dann ein weniger romantisches Hotelzimmer, sogar ohne Fenster. Aber ich hatte meine Ruhe, alles war einfach und genau richtig.
Wie hast Du dann deine Geburt erlebt?
Wir, mein Mann (Wanja), ein Freund (Markus) und Ich, wollten nur kurz 2 Tage in Panama City bleiben um einzukaufen. Da ich nicht ganz alleine irgendwo bleiben wollte, bin ich mitgekommen.
Wir wollten eigentlich gerade was essen gehen, als die Fruchtblase geplatzt ist. Es war eine Menge Wasser- das kann ich sagen.
Das ganze Zimmer war klitschnass.
Sofort hat mich ein euphorischer Zustand eingenommen und ich hab mich nur noch gefreut und war aufgeregt.
Mein Mann Wanja und Markus sind dann einkaufen gegangen, um genug Essen, Trinken und Handtücher zu haben.
Ich habe mich hingelegt und ein indisches Märchen, ‘Mantao, der Königsgaukler’, gehört.
Nach ca. 2 Stunden setzten ganz langsam die Wehen ein. Am Anfang waren sie sehr schwach.
Es war Samstag Abend und draußen war es sehr laut. Dadurch brauchte ich mir keine Sorgen zu mache, dass ich vielleicht zu laut sein könnte.
Die Wehen wurden immer stärker und bei mir fing das Glückshormon Oxytocin immer stärker an zu wirken.
Ich konnte zwischen den Wehen immer richtig tief schlafen.
Kam eine Wehe bin ich aufgestanden und habe mich hingehockt und eine Art Walgesang gesungen, wie Markus sagt. Dann hab ich mich immer wieder hingelegt und bin sofort in einen ganz tiefen Schlaf gesunken.
Die beiden Männer haben erst ein bisschen draußen gefeiert und dann haben sie sich hingelegt und wache an den Pforten der Wahrnehmung gehalten.
Ich wollte nicht angefasst werden, ich brauchte ganz und gar meine Ruhe.
Es kam natürlich irgendwann der Moment wo ich nicht mehr schlafen konnte. Die Wehen wurden zu stark.
Ich bin auf die Toilette gegangen und habe mich einfach daraufgesetzt.
Das ist ja von sich aus eine gute Position zum Pressen. Ich wusste einfach ganz genau, in welchem Moment ich anfangen sollte zu pressen.
Es war wie ein Gedanke: “ach ja pressen”.
Genauso kam wenig später ein weiterer Gedanke: “Entspann Dich, es passiert alles von selber”.
In diesem Moment habe ich richtig verstanden, wie es ist, sich zu entspannen und die Geburt quasi von alleine passieren zu lassen.
Nach ca. 1/2 Stunde kam der kleine Mann zur Welt, während ich in der Hocke stand.
Er ist rausgekommen, hat sofort die Augen aufgerissen und hat geschrien.
Ananda, unser gerade geborener Sohn, und ich haben uns wieder ins Bett gelegt.
Mein Mann hat auf der Ukulele was vorgespielt. Ananda hat sofort ganz aufmerksam gelauscht.
Es kamen die Nachwehen, aber ich wollte nicht mehr.
So kam es das die Plazenta erst 1,5 Tage später raus kam.
Der kleine Mann hing zwar in der Zwischenzeit an mir dran, aber wir haben uns ja eh ausgeruht und entspannt. Wir haben die Käseschmiere einwirken lassen (ein extra Schutz für die Haut).
Als die Plazenta raus kam, haben wir sie gewaschen und in ein Tuch gewickelt.
Da wir uns für eine Lotusgeburt entschieden hatten, wurde Anandas Nabelschnur nicht durchschnitten.
Die Plazenta wusch mein Mann jeden Tag in Erstaunen und Liebe.
Am zweiten Tag salzte er sie dick ein. Am dritten Tag fiel die Schnur, vom Salz dehydriert, einfach vom Nabel, der sich dann in der Form eines Halbmondes schloss.
Damit war die Geburt abgeschlossen.
Was war besonders schön?
Die Entspannung nach der Geburt.
Ich war so froh mich einfach direkt mit dem kleinen ins Bett legen zu können.
Was war nicht so schön oder überhaupt nicht schön?
Ich hätte gerne eine warme Dusche während der Geburt gehabt, oder insgesamt den Kontakt zu Wasser.
Was war herausfordernd?
Es gab einen Moment, in dem ich einen Gedanken nicht aus dem Kopf bekam: “Was, wenn die Übergangsphase zu lange dauert.”
Ich hatte diesen Satz kurz vorher gelesen. Obwohl ich wusste, dass ich mich nur verrückt mache mit diesem Satz, hat es einen Moment gedauert, bis er wieder aus meinem Kopf war.
Was würdest Du nächstes Mal anders machen?
Ich würde lieber von Anfang an wissen, wo das Kind zur Welt kommen will.
Das nächste Mal vielleicht wirklich im Meer 😉
Was würdest Du anderen Mamas empfehlen, denen eine Geburt bevorsteht?
Du hast schon alle Fähigkeiten, die Du zum Gebären brauchst, in Dir.
Entspann Dich einfach und höre auf deine innere Stimme.
Wie hat Dein Mama- Sein Dein (er)leben als Frau verändert?
Das Mama- Sein empfinde ich als andauernden Prozess des Loslassens.
Manchmal möchte mein Ego etwas anderes als mein Kind.
Mein Sohn zeigt mir die wesentlichen Dinge.
Die Mutterliebe ist ein so schönes Geschenk. Manchmal bade ich richtig in diesem Gefühl und schau ihn dabei an.
Das Glück zu genießen und bis in die Tiefe zu fühlen. Das zeigt er mir jeden Tag aufs Neue.
Die Geburt von Ananda war ein sehr prägendes Erlebnis für mich.
Es hat viel Energie freigesetzt.
Ich bin durch die Schwangerschaft und Geburt endgültig erwacht.
Ein wunderbares Geschenk, welches die Schöpfung jeder Frau bereit hält, die es sich wünscht.
Über Renee:
Renee Mennekes begleitet schwangere Frauen durch die Schwangerschaft und hilft ihnen ihre weibliche Urkraft wieder zu erwecken. Dies schafft nicht nur die Vorrausetzung einer leichte und selbstbestimmte Geburt, sondern auch für eine Mutter, die von innen gestärkt ist und in selber vertraut.