Die Diskussionen rund um den Kaiserschnitt sind seit jeher hitzig, sehr emotional und polarisierend – besonders auf Seiten der in der Geburtshilfe arbeitenden Menschen. Immer wieder geht es um das Thema Sicherheit, Verunsicherung, Angst, Schuld, Versagen, Macht und Wirtschaftlichkeit. Nur ganz selten kommen die Mütter zu Wort, die eine Kaiserschnitt-Geburt erlebt haben. Es wird nicht viel drüber gesprochen. Irgendwie muss es ja weiter gehen. Hauptsache das Kind ist gesund. Wie aber geht es den Kaiserschnitt-Müttern? Wie haben sie ihre Geburt erlebt? Womit haben sie zu kämpfen? Diesem Thema widmet sich der Dokumentationsfilm ‘Meine Narbe’ von Judith Raunig und Mirjam Unger. Am 25.11.2014 wird dieser zum ersten Mal auf ORFII ausgestrahlt. In bewegenden Interview-Szenen taucht die Doku ein in die Gefühlswelt der betroffenen Mütter und Väter und macht sichtbar und vor allem spürbar, was allzu oft verschwiegen bleibt. Aus aktuellem Anlass gibt es daher ein ganz besonderes Interview. Darf ich vorstellen? Judith Raunig!
Liebe Judith, erzähl’ uns ein bisschen was über Dich.
“Ich bin Klinische- und Gesundheitspsychologin, arbeite in freier Praxis und bin auf das Thema Kaiserschnitt spezialisiert. Ich berate und betreue Frauen und Paare vor oder nach einem Kaiserschnitt. Ich biete Einzelstunden und Seminare an, in denen die Frau ihre Geburt aufarbeiten kann. Weiters arbeite ich in der Prävention- ich halte Vorträge und Seminare für Hebammen und Geburtshelferinnen zum Thema Kaiserschnitt.”
Woher kam die Idee, die Dokumentation ‘Meine Narbe’ zu machen?
“Nachdem ich schon einige Zeit mit Frauen nach belastender Kaiserschnittgeburt gearbeitet hatte, habe ich bemerkt, dass sich die Themen, über die die Frauen sprachen immer wiederholten: da ging es um Enttäuschung, Schuld, Traurigkeit, Scham, Schmerzen, Minderung des Selbstwertes oder Wut. Gleichzeitig beobachtete ich die Darstellung des Kaiserschnitts in der Öffentlichkeit als »sanfte, sichere, moderne« Geburtsform. Ich hörte Aussagen von GeburtshelferInnen wo mir klar wurde, dass diese oft gar nicht wußten, wie es einer Frau einige Wochen oder Monate nach der Geburt gehen kann. Da dachte ich mir: Wie könnte ich es schaffen, diesen Leuten zu zeigen, wie es manchen Frauen geht, was sie fühlen, womit sie zu kämpfen haben und warum. Ich dachte, wenn nur diese Leute sehen und hören könnten was ich sehe und höre, dann könnte das vielleicht etwas ändern… Gleichzeitig war mir klar, dass es etliche Frauen geben musste, die durch ihren Kaiserschnitt belastet waren, die sich aber bis dato vielleicht niemandem anvertraut haben. Ich dachte mir, es könnte diese Frauen vielleicht stärken und ihnen Mut machen, wenn sie sehen würden, dass sie mit ihrer Geschichte nicht alleine sind.”
Worum geht es in der Doku?
“Es geht um Frauen und Männer die aus unterschiedlichen Gründen den Kaiserschnitt als belastende Geburt erlebt haben. Es sind sowohl Frauen mit geplantem als auch Frauen mit ungeplantem Kaiserschnitt interviewt worden. Es geht NICHT darum, den Kaiserschnitt zu verteufeln, es geht um kritisches Hinterfragen und um persönliche Erlebnisse dieser Menschen. Zusätzlich kommen Expertinnen zu Wort.”
Wie hast Du die Zeit der Entstehung von ‘Meine Narbe’ erlebt? Was hat Dich besonders herausgefordert oder was war schwierig?
“Diese Zeit war wie eine Hochschaubahnfahrt. Zuerst ganz prompte Zusagen von der Regisseurin Mirjam Unger und unserer Produktionsfirma Geyrhalter, dann eine lange Zeit der Unsicherheit ob der Film nun wirklich finanziert werden kann. Das war sehr spannend und aufregend. Die letzten Tage vor Drehbeginn waren dann noch extrem herausfordernd für mich- da ich mir nicht sicher war, ob es funktionieren wird, dass sich die Frauen vor der Kamera auch wirklich öffnen können. Du hast da ein paar Tage Zeit und in diesen muss alles im Kasten sein. Ich hab Tag und Nacht darüber nachgedacht. Nach den ersten 2 Stunden Dreh war klar: Es klappt.”
Was ist Dein persönlicher Bezug zum Thema Kaiserschnitt?
“Ich hatte bei meinem ersten Kind selbst einen Kaiserschnitt. Zum Glück wurde ich dabei sehr gut begleitet und betreut- durch meine Hebamme und meine Ärztin. Enttäuscht war ich trotzdem, ich wollte mein Kind auf natürlichem Weg zur Welt bringen.”
Was genau machst Du in Deiner Arbeit mit Kaiserschnitt-Mamas?
“Im Grunde geht es in meiner Arbeit darum, dass sich die Frauen mit ihrem Kaiserschnitt ein Stück mehr aussöhnen können. Der Kaiserschnitt ist diesen Frauen ja schon passiert, er kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Also ist der nächste Schritt, zu lernen mit dieser Herausforderung umzugehen. Es geht zum Beispiel darum, zu trauern, oder endlich einmal mit Gleichgesinnten seine Gedanken und Gefühle zu teilen. Es geht darum, herauszufinden, was am Kaiserschnitt der verletzende Punkt war, oder wie dieses Erlebnis persönlich genutzt werden kann. In der Auseinandersetzung mit dem Geburtserlebnis finden die Frauen wieder zu mehr Selbstvertrauen, Kraft, Körperbewusstsein und Lebensfreude zurück. Zusätzlich arbeite ich auch oft mit den Vätern- denn die waren meist dabei und haben auch ihr Geburtserlebnis. Und sehr häufig brauchen Paare Unterstützung dabei, den Kaiserschnitt gut besprechen zu können. So dass er im Endeffekt zusammenschweissen kann.”
Was würdest Du erstgebärenden Müttern raten?
“Ich glaube, das Wichtigste ist, angstfrei zu werden. Wenn man als Erstgebärende von Angst geleitet wird, lässt man sich schnell alles einreden. Ich würde einer Erstgebärenden raten, sich von einer Hebamme durch die Schwangerschaft und durch die Geburt begleiten zu lassen. Denn Hebammen stärken Frauen und unterstützen sie in ihren Fähigkeiten. Das ist ein nachhaltiges Konzept- eine gestärkte, selbstbewusste Mutter kann sich auch wunderbar nach der Geburt um sich selbst und ihr Kind kümmern.”
Was würdest Du Frauen raten, die sich – nach vorangegangenem Kaiserschnitt – eine Vaginalgeburt nach Kaiserschnitt wünschen?
“Wenn die Frau mit der Kaiserschnittgeburt noch nicht »ausgesöhnt« ist, wenn sie noch traurig wird, die »warum« Frage wälzt oder es ihr unangenehm ist, daran zu denken, dann würde ich ihr zuerst raten, diese Geburt aufzuarbeiten. Dann ist es möglich, frei von dieser Geschichte in die zweite Geburt zu gehen. Wenn das nicht passiert, besteht immer die Möglichkeit, dass die Frau während der zweiten Geburt von ihrer ersten Geburt »eingeholt« wird, dass sie diese dann belastet und in ihren Möglichkeiten einschränkt. Besonders wenn der Kaiserschnitt sehr belastend oder gar traumatisch war, ist das ganz wichtig. Und dann rate ich jeder dieser Frauen- auch wie den Erstgebärenden: Nimm dir eine Hebamme und such dir ein Spital aus, in dem eine vaginale Geburt nach Kaiserschnitt unterstützt wird.”
Was können Frauen tun, die ihren Kaiserschnitt als sehr traumatisch erlebt haben? Wo gibt es Hilfe?
“Frauen können sich bei mir melden oder auch bei einer Therapeutin/einem Therapeuten oder einer Psychologin, die traumatherapeutisch ausgebildet sind.”
Liebe Judith, vielen Dank für das Interview mit Dir, ich wünsche Dir alles Liebe und viel Erfolg die Premiere von ‘Meine Narbe’!
Mehr Informationen zum Film ‘Meine Narbe’ gibt es hier:
http://www.geyrhalterfilm.com/meine_narbe
https://www.facebook.com/meinenarbe
Und wer ORFII empfangen kann, bitte unbedingt einschalten und anschauen!
Am Dienstag, 25.1.2014 um 22:35 Uhr im Rahmen von ‘kreuz und quer’. Wiederholung läuft am Donnerstag, 27.11.2014, um 11:50 Uhr.
Mehr Informationen über Judith Raunig und ihre Angebote findest Du hier:
http://www.nach-dem-kaiserschnitt.at/
Willkommen auf meinem Blog!
Auf diesem Blog wirst Du immer wieder wertvolle Beiträge über Schwangerschaft, Geburt und Mama-Sein bekommen, die Dir Mut machen sollen, Dich inspirieren sollen und Dir zeigen sollen, dass Du sehr wohl dazu in der Lage bist, selbstbestimmt zu gebären und ein erfülltes Mama-Leben zu führen.
Ich habe den Film nicht gesehen, kann aber nur sagen, dass ich dankbar bin über die Möglichkeit des Kaiserschnittes, denn bei meinem Sohn fielen die Herztöne unter den stärkeren Wehen ab, so dass die Geburt immer wieder zurück gehalten wurde (Wehenstopper), nach 18 Stunden hat die Ärztin dann die Entscheidung für den Kaiserschnitt getroffen und mir war alles egal, hauptsache mein Kind kommt heile raus. Da das OP-Team bestens gelaunt war und ich eine Rückenmarksnarkose schon gesetzt bekommen hatte, war auch die OP nicht schlimm – und ich bin wirklich eine Mimose. Meinem Sohn hat sie auch nicht geschadet, er hat sich ganz normal gezeigt und entwickelt. Vielleicht deshalb, weil er die Wehen eingeleitet hat und ja auch starke Wehen mitbekommen hat. Er wollte also raus.
Anders kann da bei einem geplanten Kaiserschnitt vor Stichtag aussehen, meine Freundin berichtete, dass ihr auf Termin geholter Sohn 6 Monate das Leben bestaunte und nicht wirklich ankam…
Aber wer will hier Richter spielen? Es zählt die gesunde Geburt für Kind und Mutter und jeder muss mit seiner Angst und Not selbst entscheiden bzw. entscheiden lassen.
Eine Bekannte ist mit ihrer Geburt leider an eine Kaiserschnittgenerin geraten und die Ärztin hat sich so stark auf sie raufgeschmissen, dass sie danach Hämatome an der Leber und Niere hatte, die Nieren sogar den Dienst quittierten und sie nun mit einer Spenderleber lebt – dann doch lieber Kaiserschnitt….
Aber so wird es sicher für beides die gute und schlechte Geschichte geben. Mir hat die Klinik vorher sehr geholfen, als mir gesagt wurde: “Ihr Körper weiß was er zu tun hat, lassen sie es einfach zu und um den Rest kümmern wir uns.” Es ist mir tatsächlich gelungen, obwohl ich der Schisser vorm Herrn bin und ich war die ganze Zeit ruhig, die 18 Std. habe ich nicht bemerkt und klar, die starken Wehen waren stark, aber dank PDA auch aushaltbar und ich hätte gerne so entbunden, aber was soll ich daran festhalten, wenn ich das Leben bzw. die Gesundheit meines Sohnes dadurch risiere?
Ich muss Kathi Recht geben. Ich habe die Doku gestern Abend gesehen und finde sie ebenfalls extrem einseitig. Die sectio wird bewusst brutal dargestellt, die angeblichen gesundheitlichen Nachteile für das Kind noch extra betont und ja, man fühlt sich als Versager, wenn man sein Kind per Kaiserschnitt auf die Welt gebracht hat. Dabei kommt es auf den Einzelfall an. Ich habe meinen ersten Sohn spontan entbunden. Dabei entstanden mehrere Geburtsverletzungen mit sehr hohem Blutverlust und ich habe es nur knapp durch eine anschließende Not-Op geschafft zu überleben. Schon relativ zu Beginn der Geburt war für mich klar, dass etwas ganz und gar nicht stimmt und ich hatte Todesangst. Das wurde von Hebamme , Ärztin, Oberarzt hartnäckig ignoriert. Ich konnte nicht nach meinem Gefühl entscheiden, sondern mit wurde die Spontangeburt auferlegt. Ich konnte meinen Sohn nur einen winzigen Augenblick sehen. Es folgten Not-Op,Intensivstation mit Beatmung, heftige Schmerzen, Atemübungen, wieder Laufen lernen, Besuch der Seelsorgerin usw…. Erst am dritten Tag nach der Geburt konnte ich meinen Sohn im Rollstuhl sitzend besuchen – auch er auf der Kinderintensivstation. Insgesamt ein Horrortrip, der für mich nur den Schluss zuließ, ein zweites Kind per sectio zu bekommen. Leichter gesagt, als getan. Bis auf eine Ärztin bekam ich bei meinem 2. Kind ausnahmslos zu hören, wie toll doch die Geburt werden könnte, medizinisch spräche erst mal nichts dagegen. Dass es auch die Indikation für eine sectio gibt, wenn man eine sehr traumatische Spontangeburt hinter sich hat, ist offenbar nicht vorgesehen und wird auch im Film komplett unterschlagen. Ich habe mir meinen Kaiserschnitt erkämpft. Ich konnte meinen 2. Sohn unmittelbar nach der Op zu mir nehmen. Ja, es ist eine grosser Eingriff und auch die Schmerzen sind nicht ohne. Und natürlich denke ich auch darüber nach, dass ich nie eine schöne Spontangeburt erleben durfte. Trotzdem bereue ich meinen Entschluss nicht, bis auf die (zum Glück wenigen) Momente, in denen man durch die Gesellschaft, wie auch durch diesen Film, mal wieder daran erinnert wird, dass man sich schlecht zu fühlen hat, wenn man sich bewusst für eine sectio entscheidet.
für mich war der film sehr emotional – viele der frauen haben mir aus der seele gesprochen und ich habe mitgeweint, obwohl meine erfahrungen im KH häufig nicht so drastisch waren wie von ihnen beschrieben.
warum mich der (sekundäre) kaiserschnitt so lang belastet (hat), habe ich eigentlich nie verstanden, aber es war definitiv ein tiefer einschnitt in meinem leben – und dass körper+psyche sich so schwer damit tun, das zu verarbeiten, verwundert mich nach 5 jahren immer noch.
zu beginn habe ich es als körperverletzung empfunden. mittlerweile habe ich auch eine wunderbare spontane geburt erleben dürfen und es ist kein vergleich. eine abgeschlossene sache, was ich für den KS immer noch nicht sagen kann.
ich kenne viele frauen die sich schlecht fühlen nach einer sectio, aber es wird dennoch viel zu wenig miteinander darüber geredet, wie es uns damit geht. jede frau nimmt an, dass die anderen gut damit zurechtkommen, und “hauptsache das kind ist gesund”, da dürfe man nicht so um den eigenen körper trauern und empfindet sich als zimperliese.
für mich macht die dokumentation gut klar, dass dieser schnitt in den bauch anders als eine blinddarmoperation im gesamten geschehen von schwangerschaft und geburt in einer sehr emotionalen zeit und höchst verletzlichen position der gebärenden geschieht und wirklich behutsam begleitet gehört. so viel zeit sollte sein?
Liebe Kathrin, das hast Du schön gesagt. Ja es stimmt, dass der Kaiserschnitt ganz anders erlebt wird als wie Du sagtest eine Blinddarmoperation. Geburt gehört zu unserem Sexualleben und traumatisch erlebte Interventionen (oder auch nur schwierige Interaktionen mit allen Beteiligten) können in unserem Gehirn ähnlich strukturierte Veränderungen schaffen wie das auch bei Vergewaltigungen der Fall wäre. Übrigens geht es da nicht nur Kaiserschnitt-Mamas so, sondern auch Müttern, denen gegen ihren Willen ein Dammschnitt gemacht wurde. Danke für Deine Geschichte!
Leider eine sehr einseitige Dokumentation! Ich habe meinen Sohn anfang September per Sectio zur Welt gebracht, da er 14 Tage überfällig war und die Einleitung nicht gefruchtet hat – für mich war es weder ein traumatisches Erlebnis, noch fühle ich mich um irgendetwas betrogen. Mir wurde das Kind nach der Geburt sofort gezeigt und nach dem “Vermessen” sofort zu mir gebracht und mir auf die Brust gelegt wo es dann auch geblieben ist, während ich versorgt wurde.
Ich habe mir von dieser Dokumentation leider etwas anderes erwartet – man hat fast das Gefühl man müsste sich “schlecht fühlen” weil man eine Sectio hatte und nicht traumatisiert ist. Ich finde nicht, dass die Entscheidung für eine Sectio bedeutet, dass man nicht stark genug ist. Ganz im Gegenteil braucht es für eine derartige Entscheidung – nämlich das Eingehen eines Operationsrisikos weil es die sicherste Variante für das Kind ist – ein großes Maß an Stärke. Dies vorallem deswegen, weil Schwangeren oft auch eine vaginale Geburt “aufgedrängt” wird (Hebammen, Druck Seitens der Gesellschft..)weil man ansonsten ja für zu schwach gehalten werden könnte.
Danke Kathi, dass Du Deine Erfahrung hier teilst! Das ist ein sehr wichtiger Beitrag von Dir. Es gibt viel Druck, der -besonders unter den Müttern selbst- gemacht wird. Du sprichst das gut an: wann bin ich stark? Was ist gesellschaftlich akzeptiert? Was wird gelobt? Und was wird kritisiert? Die Dokumentation hat die Erfahrungen der Mütter eingefangen, die sich eben an diesem Projekt beteiligen wollten. Natürlich geht es in Richtung traumatisierter Mütter, denn Judith wollte den Frauen, mit denen sie hauptsächlich arbeitet, eine Stimme geben. Dass der Kaiserschnitt auch anders erlebt werden kann, das zeigt Dein Beispiel gut. Ich denke es spricht sicher auch für das Krankenhaus, in dem Du warst, dass Du Deine Geburt als positiv erleben konntest. Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude mit Deinem kleinen Sohn!
Dankeschön für diesen wertvollen Artikel und Ihre Arbeit. Für die Babys hinterlässt es auch lebenslange Prägungen in ihrem Gefühlsleben, wenn sie bei einer Kaiserschnittgeburt nicht erleben dürfen, dass sie mit ihrer Mutter zusammen aus eigener Kraft ihren zweiten Weg ins Leben geschafft haben. Ich freue mich sehr, dass Ihr Filmprojekt funktioniert hat und nun Frauen von Frauen hören und sehen können, wie es sich nach einem frei gewählten Kaiserschnitt anfühlen kann. Ich bin besorgt, dass Mediziner damit leichtfertig umgehen, aus einer einmal zum Leben rettenden operativen Geburt heute damit zu werben, dass die Geburt sanft ist. Das ist sie nicht, sondern ein körperlicher und seelischer Übergriff, der wirklich nur im äußersten Notfall eingesetzt werden sollte. Ich finde es so wichtig, den Frauen die Angst vor der Geburt zu nehmen
Schade, dass ich ORF II nicht bekomme. Viele Grüße aus Bonn, Doris Lenhard, Bindungsanalytikerin und Hypnobirthing-Kursleiterin
Vielen Dank liebe Doris! Aber der große Dank für das Filmprojekt gebührt Judith Raunig und Mirjam Unger. Soweit ich weiß soll der Film an einen deutschen Sender verkauft werden – vielleicht ist er so dann auch für deutsche Familien zu sehen.
Danke für den Artikel. Mir war gar nicht klar, dass manche Frauen einen Kaiserschnitt als so dramatisch erleben. Ich selbst hatte einen Not-Kaiserschnitt, weil sich die Plazenta gelöst hatte, empfand das aber ehrlich gesagt als Erleichterung. Es kommt sicherlich auch immer drauf an, welche Erwartungen Frauen von sich selbst haben und ich denke, wir sollten uns dabei entspannen. Klar, ist die Zeit nach dem Kaiserschnitt anstrengend, weil das eben eine krasse OP ist. Aber ich mag die moderne Medizin, denn ohne den Kaiserschnitt wäre es vielleicht schlimmer ausgegangen.
Danke Sonja für diesen wichtigen Beitrag – genau für solche Fälle, wie es Deiner war, ist der Kaiserschnitt ja da: um Leben zu retten. Leider sind wir weit ab von der Empfehlung der WHO einer Kaiserschnittrate von 12-15%, in Österreich sind es 30%, in Deutschland noch ein wenig mehr, in vielen privaten Krankenhäusern liegt die Rate bei 50%. Es werden also weitaus mehr Kaiserschnitte gemacht als sie medizinisch notwendig sind. Aber das ist ein anderes Minenfeld… Es ist wichtig, diese sehr berührenden Geschichten der Kaiserschnitt-Mamas zu zeigen, um eben offen zu legen, wie viele Mütter unter einer Sectio-Geburt leiden. Und vor allem anderen betroffenen Müttern zu zeigen: Du bist nicht allein!