Über die Geduld – Gebären heißt auch warten können
Von Patricia Schmidmeier – Hausgeburtshebamme
Der englische Dramatiker William Somerset Maugham (1874-1965) hat es ganz treffend beschrieben:
„Der Mensch hat das Warten verlernt, darin liegt das Grundübel unserer Zeit.“
Das ist leider heute auch noch so.
Wir leben in einer sehr schnelllebigen Zeit.
Wo man nur hinsieht, viel zu schnell muss alles gehen.
Dieses nicht warten oder nicht abwarten können ist sehr stark in der heutigen Geburtshilfe zu spüren.
Die Kreißsäle sind voll, Hebammen und Ärzte oft überlastet.
Da liegt es doch ganz nahe, das schnell einmal zum Wehenmittel gegriffen wird oder ein Dammschnitt gemacht wird.
Noch besser, lieber gleich einen Kaiserschnitt machen, dann geht’s noch flotter und planbarer ist er auch.
Wenn während einer Geburt Komplikationen auftreten, keine Frage, dann bin ich sehr froh darüber, dass wir heute gut versorgt sind.
Doch auf Grund meiner Eindrücke und Erlebnisse als Hebamme, habe ich leider allzu oft gesehen, dass Komplikationen eingetreten sind, weil eben nicht abgewartet wurde.
Dieser Eingriff in den natürlichen Geburtsverlauf kann schwerwiegende Auswirkungen haben.
Ich bekomme immer wieder Geburtsgeschichten erzählt und es macht mich wirklich sehr traurig, was ich alles höre.
Die hohe Kaiserschnittrate die wir in Österreich haben (über 30%), lässt keine Zweifel, dass irgendetwas falsch läuft.
Für mich als Hebamme ist Geduld etwas sehr wichtiges.
Ich denke, dass alles seine Zeit braucht und nicht so schnell gehen kann (soll), wie wir es gerne wollen, besonders wenn ein Kind erwartet wird.
Liebe Frauen, werdende Mamas und Mamas da draußen: hört mal tief in euch rein!
Denkt einmal genau darüber nach, was euch am Besten während eurer Geburt geholfen hätte, bzw. was euch bei eurer kommenden Geburt am Meisten helfen würde.
Ruhe, Zeit, Vertrauen, Sicherheit und Geduld?
Geburten können so unterschiedlich sein, wie wir Menschen sind.
Einige dauern sehr lange, andere wieder sind besonders schnell.
Wenn es dann einmal länger dauern sollte,dann sind Geduld und Zuversicht von großer Bedeutung.
Verläuft alles normal, ist es OK, wenn es einmal länger dauert.
Als Beispiel: bei einer längeren Geburt ist es ganz normal, dass die Wehen auch mal wieder weniger werden, das ist ganz wichtig, damit sich der Körper der Frau wieder Kraft holen kann, um dann wieder kräftigere Wehen zu erzeugen.
Meine Erfahrung hat hier gezeigt, dass Warten und eben mal gar nichts tun das Beste ist.
Mir ist sehr wichtig darüber zu schreiben, dass es von großer Bedeutung für einen guten Geburtsverlauf ist, sich schon in der Schwangerschaft mit seinem Körper gut auseinander zu setzten und zu vertrauen, dass dein Körper das Richtige tun wird.
Besonders wichtig ist auch der Beziehungsaufbau zum Kind, schon früh in der Schwangerschaft.
Diese innige Bindung zum Kind schon während der Schwangerschaft hilft, unter der Geburt eine Verbindung mit dem Baby zu haben, ihr/ihm Mut zu machen, dass alles gut gehen wird.
Die eigene mentale Stärke ist auch ein sehr wichtiger Faktor.
Positiv über die Geburt zu denken und zu reden hat einen starken Einfluss auf die Geburt selbst.
Auch der Ort der Geburt ist ausschlaggebend für einen positiven Verlauf.
Fühlt man sich sicher oder nicht, an dem Ort, an dem man sein Baby bekommen möchte?
Dies hat großen Einfluss!!
Wo fühlst du dich am Wohlsten?
Wo kannst du am Besten loslassen?
Dieser Ort wird der Beste sein um dein Baby zur Welt zu bringen!
Mein Rezept also für eine gelingende Geburt ist:
- Auseinandersetzen mit dem eigenen Körper in der Schwangerschaft
- Beziehungsaufbau zum Kind
- positive Einstellung zur Geburt
- Personen bei der Geburt die daran glauben das eine natürliche Geburt möglich ist
- eine Hebamme die an die natürliche Geburt glaubt
- ein Ort an dem ich mich wohl fühle
- GEDULD
Allen Frauen die bald ihr Baby erwarten, möchte ich sagen:
Vertraut darauf das euer Körper alles richtig macht, und im richtigen Tempo!
Ich wünsche euch noch eine schöne Weihnachtszeit!
Patricia Schmidmeier, BSc
Patricia Schmidmeier
Hausgeburtshebamme
Sie betreut und stärkt Frauen auf ihre einzigartige Weise in der Vorbereitung auf die Geburt, während der Hausgeburt und in der Nachsorge während des Wochenbetts.
Ihre große Stärke ist die Geduld.
Sie schafft es, den Frauen genug Raum und Vertrauen zu vermitteln und ist ein ruhender Ankerpunkt.
Mehr zu Patricia und ihrer Arbeit findet ihr auf www.hevianna.at
Willkommen auf meinem Blog!
Auf diesem Blog wirst Du immer wieder wertvolle Beiträge über Schwangerschaft, Geburt und Mama-Sein bekommen, die Dir Mut machen sollen, Dich inspirieren sollen und Dir zeigen sollen, dass Du sehr wohl dazu in der Lage bist, selbstbestimmt zu gebären und ein erfülltes Mama-Leben zu führen.