Lilli erzählt ihre Geschichte(n)
Meiner ersten Geburt Ende 2007 habe ich sehr gelassen entgegengesehen.
Ich bin Yogatrainerin und fing mit Beginn meiner Schwangerschaft an, mich intensiv mit Schwangeren Yoga zu beschäftigen.
Ich war in einem herkömmlichen Geburtsvorbereitungskurs bei einer renomierten Hebamme und habe mit meinem Mann auch einen Wochenend-Intensiv-Paarkurs gemacht, wo es mehr um Kaiserschnitt ging, oder zumindest ist das Thema bei mir hängen geblieben.
Gegen Ende meiner Schwangerschaft machte ich im gewählten Krankenhaus Akkupunktur.
Mein Zugang war recht offen, auch dahingehend, dass die Kaiserschnittrate im gewählten Krankenhaus über 50% war – wegen der vielen Wunschkaiserschnitte.
Meine Meinung war, dass, wenn ich dort dann mit den Wehen ankomme, werden die mir schon sagen, was ich machen soll.
Ich hatte mir vorgenommen keine PDA zu nehmen. Ich habe auch das Revers vorab unterschrieben, dass ich keine Wehenförderer wolle, war aber generell viel zu wenig informiert, auch mit meinem Mann habe ich mich darüber zu wenig ausgetauscht.
Etwas Angst hatte ich, weil meine Gynäkologin, die ich gerne mag, etwas über meinen starken Beckenboden sagte und auch sonst geisterten mir diverse Geburtsgeschichten im Kopf herum.
Das Ergebnis war: 7 Stunden aushaltbarer Wehen, aber „nur“ 2 cm Öffnung, Wehenförderung durch Tropf, PDA und Notkaiserschnitt. Fehlendes Bonding, Stillschwierigkeiten, Keine Euphorie.
Ich hatte danach das Gefühl, versagt zu haben und bin erst nach und nach darauf gekommen, was alles hätte anders laufen können.
Als Vorbereitung zu meiner zweiten Schwangerschaft Mitte 2010 habe ich mir 1.) meine Narbe entstören lassen und ging 2.) zur Hypnose zu einer Bekannten von mir, die auch Gynäkologin ist, um unter Tiefenentspannung unter anderem den Geburtsweg durchzugehen und 3.) habe ich mir meine eigene Hebamme gesucht.
Auch ihre Vertretung habe ich bei einem Termin kennen gelernt.
Beim Krankenhaustermin in der 38. Woche hat der Arzt dort sehr negativ über Spontangeburt nach Kaiserschnitt gesprochen. Es kamen Sätze zu meinem Mann wie: “Ich würde das meiner Frau nicht antun….” und “Wenn ich Dienst habe, gebe ich ihnen 4 Stunden Zeit…”
Meine Hebamme (damals eigentlich die Vertretung) sagte danach zu mir: „Wir werden kein Risiko eingehen, aber ich traue dir das zu!“
Das Ergebnis: Zu mir nach Hause kam die Vertretung meiner eigentlichen Hebamme, die war genau richtig für mich. Wir blieben ca 4 Stunden zu Hause, nachdem sie eingetroffen war, dann haben wir uns zusammen gepackt, sind ins Krankenhaus gefahren und nach 1 Stunde im Krankenhaus war mein Baby geboren.
Mit meinem Einverständnis hat die Hebamme die Fruchtblase geöffnet.
Leider hatte wirklich besagter Arzt Dienst und hat es sich nicht nehmen lassen, mir vor der letzten Wehe einen Dammschnitt zu verpassen, da mein Sohn etwas größer und schwerer war, als der erste.
Laut Nachbesprechung mit der Hebamme, war das ihrer Meinung nach nicht notwenig.
Gestärkt durch meine tolle Leistung (ich fühlte mich wie Super-Woman) habe ich dem Artzt, der beim Nähen seines Dammschnittes vor sich hingestänkert hat, mit einem Satz meine Meinung gesagt: „Jetzt reißen sie sich zusammen, stellen sie sich vor ich bin ihre eigene Frau und SO nähen sie das jetzt!“
… und genau das tat er dann. Ich war so glücklich und gleichzeitig so sauer mit diesem Arzt, dass er mir dieses unglaubliche Erlebnis nehmen wollte. Auch habe ich gemerkt, wie die Hypnose durchgekommen ist und ich ganz ich war, bei diesem außergewöhnlichen Erlebnis.
In meiner dritte Schwangerschaft habe ich mich in einem anderen Krankenhaus angemeldet, als bei den ersten beiden Geburten, weil wir in der Zwischenzeit umgezogen waren.
Ich habe wieder meine Hebamme von der letzten Geburt gebeten mir zu helfen und wir planten dieses Mal eine Hausgeburt.
Mit meiner Bekannten, der Gynäkologin, bei der ich mich mit Hypnose vorbereitete, habe ich mich einige Male nach den Terminen gewundert, warum nicht mehr Schwangere Hypnose als Geburtsvorbereitung machen.
Ich habe dann im Internet gesucht und habe HypnoBirthing gefunden.
Die Ausbildung dazu habe ich 8 Wochen vor der Geburt Mitte 2013 absolviert.
Ich habe der Geburt sehr entspannt entgegen gesehen.
Die Termine im neuen Krankenhaus am Ende der Schwangerschaft habe ich zwar wahrgenommen, aber dort behandelte man mich bereits als erfahrene Gebärende 😉
Das Ergebnis: 3 Tage lang hatte ich schon Senkungs-Wellen (beim Hypnobirthing nennt man die Wehen Wellen) – so wie bei den vorangegangenen zwei Schwangerschaften.
Am zweiten Tag kam meine Mama, die uns helfen und die zwei Kinder betreuen würde.
Am dritten Tag ging ich Abends um 23h ins Bett und wachte um 1h nachts auf. Ich hatte das Gefühl, dass die Fruchtblase aufgegangen war. Also ging ich auf die Toilette und weckte meinen Mann, der die Abstände messen wollte.
Ich sagte ihm knapp, dass er die Hebamme anrufen und nix messen soll.
Ich ging in die Badewanne, die Hebamme kam um 2.15h und um 3h in der Früh war unser Baby geschlüpft.
Unser Dritter war wieder etwas größer und schwerer als der zweite. Ich bin auch gerissen, das musste danach genäht werden von der Hebamme (ich musste zum Glück nicht ins Krankenhaus).
Die Hebamme meinte, das könnte vom Schnitt kommen, den der Artzt bei der zweiten Geburt gemacht hatte…. wer weiss.
Trotzdem – Ich fühlte mich großartig und dachte sofort nach der Geburt – wenn Gebären so ist, dann können noch 10 kommen. Ich hab den Satz wohl laut ausgeprochen, mein Mann schaute etwas geschockt – haha!
Die Nachwehen (das kannte ich bis dato gar nicht) waren sehr unangenehm und schmerzhafter als die eigentliche Geburt.
Die Narbe am Damm war nicht angenehm, hat 2 Wochen lang gezwickt. Meine Hebamme hat mich aber gut unterstützt.
Beim Stillen gab es Anfangsschwierigkeiten (wie beim ersten Baby auch), nach ein paar Wochen bekam ich Gefäßverengung der Brustwarzen immer nach dem Stillen oder auch zwischendurch, wobei mir keiner helfen konnte (trotz Cranio mit Baby, Ernährungstipps, Schüssler-Magnesium).
Nur meine Bekannte, die Hypnose-Gyn hat mir mit Homöopathie etwas helfen können. Im Endeffekt gingen die Schmerzen erst weg, als ich nach 12 Monaten abstillte.
Nach dieser wunderbaren Geburtserfahrung habe ich dann selbst mit dem Unterrichten der HypnoBirthing Methode begonnen.
Als Vorbereitung zu meiner vierten Geburt Mitte 2015 habe ich mit meinem Mann bei Nina noch einen HypnoBirthing Auffrischungs-Kurs gemacht, speziell mit meinen/unseren Themen.
Meine Themen waren: Krampfadern, Nachwehen, Stillprobleme, Dammriss.
Es ist doch etwas anderes einen Kurs zu halten, als zuzuhören und zu entspannen und sich bewusst Zeit zu nehmen für die eigene Schwangerschaft und das vierte Baby im Bauch, wenn da schon 3 Andere herumwuseln.
In der Geburtsvorbereitung habe ich diesmal weniger Untersuchungen gemacht, den Zuckerbelastungstest ausgelassen und gleich zu Beginn mich bei „meiner“ Hebamme angemeldet, die inzwischen auch in einem Krankenhaus angestellt war und meine Betreuung nur übernommen hat, weil wir uns schon kannten.
Ich habe mich auch im Krankenhaus meiner Hebamme (am anderen Ende der Stadt) angemeldet, um auch dieses Haus einmal zu sehen, weil ich wusste, dass es das einzige in der Stadt war, wo noch Steißlagen-Geburten ermöglicht wurden.
Wir planten allerdings wieder eine Hausgeburt und haben uns diesmal auch einen Geburtspool geleistet.
Ich habe einige Bücher gelesen z.b. von Ina May Gaskin und was über Wassergeburten.
Ergebnis – Um 4h wachte ich auf (zum ersten Mal kam eines unserer Kinder unter Tags, die 3 davor waren um 2h bis 3h in der Früh geboren), weckte meinen Mann, rief um 5h selbst meine Mama an (die 2 Stunden Fahrt vor sich hatte) und meine Hebamme (die 1h brauchte).
Die Hebamme, die gerade aus dem Nachtdienst kam, meinte auch, dass es „was wird“.
Wir schickten sie noch mal zum Schlafen in einen Nebenraum bei uns, nachdem sie mich mit meinem Einverständnis kurz vaginal untersuchte.
Ich hatte das Gefühl, dass der Muttermund so ca. 5 cm offen war und meine Hebamme bestätigte mir dies.
Dann meinte sie, jetzt wird sie nicht mehr untersuchen, da ich eh alles selbst spüre.
Nachdem meine Mama ankam, brachte mein Mann die Kinder in den Kindergarten. Nur unser Ältester hatte schulfrei und konnte dadurch zu Hause die Geburt miterleben. Wenn auch nicht immer im selben Raum, war er gleich danach bei uns. Ich fand das einen guten Abschluss, nachdem er damals ein Kaiserschnitt war, hat er jetzt gut mitbekommen, wie normal und entspannt eine Geburt sein kann – ich glaube, das ist gut für sein Unterbewusstsein.
Um 8 Uhr ging ich in den Geburtspool und mein Mann hat die Hebamme geweckt.
Um 10 Uhr wurde unser vierter und größter Sohn (4,3kg, 36 cm Kopfumfang, 52 cm groß) ins Wasser geboren.
Diese Geburt war sehr selbstbestimmt, zwischen den Wellen hatte ich ganz klare Momente, wir haben gescherzt und geredet auch noch kurz vor dem Schlüpfen.
Ich hab mit meinen Händen selber untersucht und gespürt. Alles war körperlich ganz klar, wo gerade was geschieht.
Auch diesmal musste ich genäht werden, der Riss war wieder eine Stufe 2, aber nach dem Nähen waren überhaupt keine Probleme damit, ich konnte sogar gleich darauf sitzen. Die Nachwehen waren harmlos. Ich habe diesmal auch Tipps von Kolleginnen bekommen und ganz was arges gemacht – so sagen mein Mann und ich dazu immer 😉 : Ich hab von der Hebamme vorbereitet ins Himbeerjoghurt gemixt ganz kleine Stückchen Plazenta gegessen – einfach runter geschluckt, 3 Tage lang… und seither schwöre ich darauf. Und ich habe mir auch Globuli machen lassen.
Unser Kleiner ist jetzt 4 Monate alt und wieder gab’s ein kurzes Thema mit dem anfänglichen zu wenig Zunehmen, aber mittlerweile ist er mit kleinen Speckröllchen geziert ein vollgestilltes Happy-Baby. Meine anderen Themen haben sich irgendwie alle positiv gelöst – obwohl nicht immer auf dem von mir erwartetem direkten Weg.
Abschließende Gedanken:
Mein Mann war mir bei allen Geburten eine wunderbare Stütze. Wenn er anders gestrickt wäre – und ich ihn dann sicher nicht weniger lieben würde – hätte ich mir meine beste Freundin gewünscht. Ich brauchte einfach einen unterstützenden Geburts-Flüsterer an der Seite, der mich gut kennt.
Meine liebe Mama war unersetzbar bei den Hausgeburten, hat geputzt, gewaschen, gekocht, mit den Kindern ‘Mensch ärgere dich nicht’ gespielt,… – wer eine Hausgeburt plant sollte sich unbedingt Hilfe holen, finde ich – z.b. eine Doula oder fleissige Freundin.
Die Hebamme war Gold wert!
Wir hätten auch doppelt soviel bezahlt (waren wir uns einig) und dafür keinen Kinderwagen gekauft, sondern nur eine Babytrage oder ein paar Gäste weniger zur Hochzeit eingeladen… ich habe mich sehr sicher gefühlt mit ihr in diesem Ur-Kraft-Ereignis.
Sie hat immer gut reagiert in der jeweiligen Situation, ich habe auch das Gefühl, sie hat mein Tempo genau erkannt.
Und last but not least war für mich Information sehr wichtig!
Manche Frauen lassen es ja lieber auf sich zukommen, aber das hat für mich bei meinem ersten Geburtserlebnis nicht gut funktioniert. Nicht weil ich nicht offen war, für das was kommt, sondern weil mir die Gegenargumente gefehlt haben zu dem, was die andern erwarten, aber ich nicht will bzw. ich fühle, dass mein Kind nicht will.
Ich sage immer, meine Hebamme und meine liebe Hypnose-Gyn-Bekannte haben mir unser viertes Kind ermöglicht, denn mit Kaiserschnitten wären es nur 3 geworden. Wir sind glücklich und sehr dankbar!!!
Im Moment herrscht bei uns grad Alltag, wo wir uns am Mittwoch schon auf’s Familien-Wochenende freuen und am Samstag, wo wir dann drauf kommen, dass mit 4 Kindern keine Wochenend-erholung möglich ist, wieder auf Montag (Kindegarten und Schule) freun. 😉